Die Wahrheit tut weh – Teil 2: Warum Survival mit Verantwortung überlebenswichtig ist
- Sascha Grüßinger
- 2. Aug.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Sept.
Ein tragischer Todesfall zeigt, warum echtes Survival mit Verantwortung entscheidend ist.
„Die Natur ist kein Spielplatz, kein Fitnessstudio und keine Fernsehserie.“ – David Manise, CEETS-Ausbilder
Zwischen Wildnis und Wunschvorstellung
Unsere Welt ist längst großflächig erschlossen: Städte, Straßen, Landwirtschaft dominieren das Landschaftsbild.
Was bleibt, sind empfindliche Rückzugsräume – Wälder, Berge, Auen –, in denen Tiere überleben, Pflanzen sich regenerieren und Ökosysteme im Gleichgewicht bleiben.
Doch genau diese Orte werden zunehmend zum Ziel von Outdoor-Hypes: Survival als Lifestyle, Abenteuer als Content, Wildnis als Bühne.
Was viele dabei vergessen: Die Natur ist kein Ort zur Selbstdarstellung, sondern ein Lebensraum, den wir stören – oft ohne es zu merken.
Unsichtbare Folgen: Wenn Natur leiden muss
Besonders im Winter, in Gebirgsregionen oder abgelegenen Wäldern, zählt jede Kalorie – nicht nur für uns Menschen, sondern vor allem für Wildtiere.
Wer mit grellen Stirnlampen durch den Wald läuft, kann Vögel, Eulen oder andere nachtaktive Tiere blenden oder vertreiben.
Wer laut durch Schnee und Unterholz stapft, bringt Tiere in Bewegung – was Energie kostet, die sie im Winter nicht mehr aufbringen können.
Wer „Wildnis erleben“ will, hinterlässt oft Spuren, die Wildtiere vertreiben und Lebensräume zerstören.
Was als Abenteuer beginnt, endet für andere Lebewesen nicht selten als Bedrohung.
Nicht jeder, der draußen trainiert, ist ein Experte
In der Welt der Survival-Angebote gibt es keine Hürde, keine Prüfung, keinen Schutz. Der Begriff „Survival-Experte“ ist nicht geschützt – das bedeutet:
Jeder darf sich so nennen – ob mit Ausbildung oder ohne.
Es gibt keine zentrale Kontrollstelle, keine verpflichtende Zertifizierung.
Für Laien ist nicht erkennbar, wer tatsächlich qualifiziert ist – und wer nur gut inszeniert.
Und genau darin liegt die Gefahr:
Unwissen kann zur tödlichen Verantwortungslosigkeit werden. Das ist kein Survival mit Verantwortung.
Der Fall John Malardé: Wenn Verantwortung fehlt
Im August 2020 starb der 23-jährige Franzose Ulysse Tâm Hà Duong in einem Survival-Kurs in der Bretagne, nachdem er eine giftige Pflanze zu sich nahm.
Der Kursleiter: John Malardé, ein selbsternannter Experte ohne nachgewiesene Qualifikationen.
Die Fakten:
Keine offiziell anerkannte Ausbildung
Gefälschte Dokumente und Zertifikate
Fahrlässige Tötung, Körperverletzung, Urkundenfälschung – so lautete die Anklage
Der Veranstalter wurde in Untersuchungshaft genommen
Die Justiz forderte mehrjährige Haft und lebenslanges Berufsverbot als Survival-Trainer
Dieser Fall zeigt auf dramatische Weise: Wenn Selbstdarstellung, Halbwissen und fehlende Kontrolle zusammentreffen, wird Verantwortung zur Illusion – mit tödlichen Folgen.
Was Survival mit Verantwortung bedeutet
Survival ist mehr als Feuer bohren, Shelter bauen und „Grenzen überwinden“.
Es ist eine Disziplin, die Erfahrung, Weitblick und Haltung verlangt.
Wer Survival unterrichtet, trägt Verantwortung – für:
die Sicherheit der Teilnehmenden,
den Schutz von Flora und Fauna,
die Integrität der gesamten Szene.
Unser Anspruch bei Adventure.Survival & Prepper
Wir setzen auf:
Geprüfte, einsatzerfahrene Ausbilder
Zertifizierte Inhalte Standard
Praxisnahes, respektvolles Training ohne Inszenierung
Klarheit statt Show, Substanz statt Schein
Unser Ausbilder ist militärisch geschult, ausgebildet in echten Krisenszenarien, und lehrt mit Respekt vor Mensch und Umwelt.
Verantwortung beginnt dort, wo Show aufhört. Vertrauen ist keine Marketingfrage – sondern eine Frage von Haltung, Erfahrung und Professionalität.
Ernährung im Survival-Kontext: kein Spiel, keine Mode
In Survival-Kursen wird häufig nach essbaren Pflanzen gefragt – ein Thema, das in Outdoor-Kreisen sehr beliebt ist. Doch genau dieser Aspekt wird oft überschätzt und viel zu leichtfertig behandelt.
Die Realität ist:
Innerhalb weniger Tage zu verhungern ist nahezu ausgeschlossen – der menschliche Körper hält deutlich länger ohne Nahrung durch, als viele vermuten.
Trotzdem begegnen wir dem Thema Ernährung mit größtem Respekt – und nur mit fundierter Fachkenntnis:
Pflanzenerkennung erfordert präzises Wissen.
Verwechslungen können toxisch oder sogar tödlich enden.
Deshalb empfehlen wir in diesem Bereich ausschließlich die Zusammenarbeit mit qualifizierten Ethnobotanikern – Fachleuten, die nicht nur Pflanzen benennen, sondern auch ihre Wirkung sicher einordnen können.
Unsere Grundregel lautet: „Iss niemals eine Pflanze, wenn du dir nicht absolut sicher bist.“
Survival ist keine Bühne für gefährliche Selbstexperimente – sondern ein Raum, in dem Vorsicht und Wissen Leben schützen.
Flora und Fauna: Natur braucht Ruhe, nicht Dauerbespielung
Der Wunsch, sich „in der Natur zu Hause zu fühlen“, ist nachvollziehbar.
Doch wenn wir die Wildnis nur noch als Abenteuerspielplatz betrachten, verlieren Tiere und Pflanzen ihren letzten Schutzraum.
Keine Ruhe für die Fauna, keine Erholung für die Flora – und am Ende auch keine Rückzugsräume mehr für uns selbst.
Wer sich verantwortungsvoll in der Natur bewegt, achtet nicht nur auf sein eigenes Überleben – sondern auch auf das der anderen.
Schlusswort: Zwischen Wissen und Verantwortung
Survival ist kein Trend, keine Mutprobe und keine Show. Es ist eine Haltung – und sie beginnt mit Respekt: vor der Natur, vor den eigenen Grenzen und vor der Verantwortung für andere.
Wer draußen lehrt, muss mehr können als Techniken.
Er muss wissen, wann Zurückhaltung lebenswichtig ist.
Und er muss erkennen, dass nicht die Wildnis das Risiko ist – sondern der Mensch, der sie unterschätzt.
Survival bedeutet nicht, zu überleben auf Kosten anderer – sondern mit ihnen, für sie und durch sie.
Wenn wir das verstehen, beginnt echtes Überleben.
Nicht nur draußen – sondern auch in dem, wie wir leben.
Weitere Artikel, die dazu passen:
Ein Klartext über Verantwortung, Ausbildung und die Risiken durch Selbstdarsteller im Survival-Bereich.
Ein Beitrag über Projektionen, Mythen und den echten Blick auf das, was draußen wirklich zählt.
Deine Survivalschule Niedersachsen
Adventure.Survival & Prepper
Denn du weißt, was du tust.

Schafgarbe (Achillea millefolium)
→ Essbar und heilkundlich bedeutsam.
→ Wird aber von Laien leicht mit gefährlichen Pflanzen verwechselt – vor allem in frühem Blütenstadium oder bei dichter Vegetation.

Gefleckter Schierling (Conium maculatum)
→ Hochgiftig! Wenige Gramm können tödlich sein.
→ Täuschend ähnlich zu vielen essbaren Doldenblütlern (z. B. wilder Möhre, Kerbel).